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Von 18 angemeldeten Personen, reisten 16 Teilnehmende um 7.56h mit der S Bahn und dem IR über Zürich nach Baden. Nach der Ankunft, wanderten wir bei herrlichem Sommerwetter unter schattenspendenden Bäumen der Limmat entlang zum Bäderquartier. Das Quartier wurde vor rund 2000 Jahren von den Römern besiedelt. Um 14 n. Chr. entdeckte man die warmen Quellen und erkannte bald deren Heilwirkung. Im Mittelalter erlebte das Bäderquartier eine Hochblüte. Über 30 teils private, teils öffentliche Bäder wurden errichtet. Noch heute stellt das Bäderquartier ein europaweit einzigartiges, kulturgeschichtlich bedeutendes Ensemble dar.

Das Termalwasser ist mit rund 47°C eines der wärmsten, und mit seinen 4,6 gr pro Liter auch das mineralreichste Heilwasser der Schweiz.

Am Kurplatz genossen wir im Hotel Atrium- Blume Kaffee und Gipfel. Das Haus, zur Zeit der Belle Epoque gebaut, glänzt mit Jugendstilsälen, Deckenmalereien, Kronleuchtern, Edelparkett und einem einmaligen Atrium. Um 10.00h wurden wir von unserer Führerin Frau Zinn abgeholt. Mit viel Herzblut erzählte sie uns die Geschichte von den Badenfahrten, den speziellen Gästen und Bräuchen.

Wir erfuhren, dass im Mittelalter die Badekuren einen besonderen Stellenwert hatten. Zur Kur reiste man mit Kutsche oder Schiff. Nach dem Bau der ersten Eisenbahnlinie der Schweiz um 1847, kamen zahlreiche Gäste aus der damals prüden Zwingli-Stadt Zürich mit dem Zug. ( „Spanischbrödli-Bahn“, nach einem Gebäck benannt, Strecke Zürich- Baden). Die Fahrten nannte man “Badenfahrten“. Noch heute gedenkt Baden alljährlich mit einem Fest dieser besonderen Zeit.

Eine Badekur dauerte damals bis zu 8 Wochen. Das Heilbad war auch Oase der Lustbarkeit. Teilweise wurde nackt gebadet, jedoch mit Kopfbedeckung! Man tafelte und trank im Bad oder genoss ausgedehnte Spaziergänge in der reizvollen Umgebung. Eine weitere Besonderheit bot der Mättelipark. Hier gab es nebst Spielen auch einen Heiratsmarkt. Die Männer schickten unfruchtbare Ehefrauen zur Kur nach Baden. Der Komentar eines damaligen Dichters dazu: „Und, oh Wunder, kehrten Damen, Mägde und Hunde schwanger zurück.“

Die Eidgenossen hielten ihre Tagsatzungen aufgrund der Bäder vornehmlich in Baden ab. Der restaurierte Tagsatzungssaal in der Altstadt kann besichtigt werden.

Die Hotellerie boomte. Den Gästen bot man ein Casino, Theateraufführungen, Tanz und Spiel.

Eine „Paradiesquelle“ mit Tribüne lockte gar den päpstlichen Sekretär und Äbtissinnen nach Baden zur Kur. Wir hatten Gelegenheit, die unterirdischen Quellen mit den zahlreichen Bädern zu besichtigen. Die Quellen versorgten die alten Hotels auch mit Wasser. Archäologen fanden in dieser eindrücklichen Unterwelt die alte Römerstrasse sowie die ersten Schienen der Spanischbrödli- Bahn. Der grosse Teil dieser historischen Unterwelt wird leider bald abgebrochen. Mario Botta wird der Bäderstadt ein neues Gesicht verleihen.

Baden, so fanden alle Beteiligten, ist wirklich eine Reise wert. Also auf zur Badenfahrt.-

Das Mittagessen haben wir im Restaurant „Roter Turm“ eingenommen. Die Gaststätte ist sehr empfehlenswert.

Der Nachmittag stand zur freien Verfügung.

Im Juni 2016, B. Leutert