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Fotos von Eva Tobler

Besuch des Textilmuseums in St. Gallen

Zu Beginn unseres Ausflugs bereitete uns die stetig zunehmende Zugverspätung der S-Bahn Sorgen. Später erreichte uns die Mitteilung, dass die Kaffeemaschine im reservierten Café in St. Gallen defekt sei. Aber dank des entschlossenen Handelns des Geranten, der die frisch gebackenen Gipfeli ins Nachbarrestaurant brachte und dort für uns Kaffee organisierte, konnten wir unsern Znüni doch noch geniessen. Sehr erfreulich war, dass sieben männliche Interessierte unter den 28 Teilnehmenden waren.

Wir starteten mit zwei Gruppen unsere Führungen im Textilmuseum. In einem leicht verdunkelten Raum waren die einzigartigen, historischen Spitzenprodukte verschiedener Epochen und Macharten bis Ende des 18. Jahrhunderts ausgestellt. Frauen stellten die Spitzen her, die vor allem für Kragen, Manschetten und eine Art Krawatte nur für die obere Gesellschaftsschicht bestimmt waren. Aber auch prachtvolle Altartücher und Bordüren waren zu bewundern. Mit einer Lupe konnten wir die feine Handarbeit einzelner Spitzenmuster im Detail bestaunen.

Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde die Handarbeit durch die Maschinenproduktion abgelöst. In den aufgelegten Musterbüchern der Textilbibliothek stellten wir fest, dass die kopierten Stickmuster der Maschinenindustrie mit den handgestickten Originalen der früheren Epochen absolut identisch sind.

Im neuzeitlichen Teil des Textilmuseums wurden wir durch die Vielfalt von neuesten Kreationen und Entwicklungen von wundervollen Stoffen überrascht. Wir sahen gemusterte Stoffe, die nach der Bearbeitung durch spezielle Techniken ein ganz anderes Bild präsentierten als vorher, z.B. mit gezielten Ausstanzungen, verfranzten Löchern, glänzenden Strukturen usw. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Aber auch in der heutigen Zeit sind diese Exklusivitäten infolge des hohen Preissegments nur einer gewissen Gesellschaftsschicht vorbehalten.

Mit einem fakultativen Mittagessen haben wir unseren Ausflug beendet. Mehrere Teilnehmende gingen nochmals ins Museum zurück, um die Vorführung der alten Handstickmaschine aus der Blütezeit der Stickerei Industrie um 1890 mitzuverfolgen.

Margrit Hellstern

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